Pushkar liegt in Rajasthan und gilt für die Hindus als heiliger Ort. Wenn ich jetzt an diesen Ort zurückdenke, muss ich grinsen. Auch über meine eigene Naivität. Aber wie heißt es so schön: Erfahrung macht klug.
Ich wollte so gern in einem heiligen Gewässer badende Menschen sehen, und da Varanasi und der Ganges nicht auf der kurzen Route lagen, bot sich Pushkar geradezu an. Und natürlich sollte es dann eine Unterkunft direkt am See sein, um gerade morgens das Treiben auf sich wirken lassen zu können. Gut, irgendwie hatte ich mir nicht das überhitzte Zimmer mit dem vergitterten Fenster und der Schlauchdusche darunter vorgestellt. Aber von der Terrasse hatte man wirklich einen schönen Blick auf den See, und wir schliefen bei über den See schallenden Meditationsgesängen ein.
Welche Bilder kommen Dir als erstes in den Kopf, wenn Du an Indien denkst?
Um ehrlich zu sein: Bei mir war es immer ein Bollywood-Film. In guten und in schweren Tagen. Natürlich mit Shah Rhuk Khan.
Leuchtende Farben, rauschende Feste, ein wenig Dramatik und viel Gesang und Tanz...
Seitdem wollte ich immer nach Indien. Und das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum mich gerade die ersten beiden Tage des Roadtrips durch Indien so mitgenommen haben. Romantisierte Vorstellung und Realität konnten kaum weiter auseinander liegen.
"Photo?" Oder länger: "Can I have a photo?"
Es war unser erster Tag in Indien und oben stehenden Satz hatte ich noch nie so häufig gehört.
Am Anfang dachten wir noch, dass wir ein Foto von jemand mit dessen Kamera machen sollen. Das passiert ja öfter, wenn Du irgendwo bist, wo sich andere "Touris" rumtreiben.
Nach kurzer Zeit erkannten wir: Nein, niemand will, dass wir ein Foto von ihm machen. Man wollte Fotos mit uns.
Ruck zuck wurden Frau und Kinder neben uns geschoben. Und dann noch eins mit dem Mann. Und jetzt nur mit der Frau. Und da wir das am Anfang so bereitwillig mitmachten, fasziniert von soviel Aufmerksamkeit, standen an einigen Stellen im Roten Fort in Delhi tatsächlich Gruppen zum Foto mit uns an. Irgendwie ziemlich crazy!
Aber das ganze hatte einen ganz großen Vorteil: Ich bin normalerweise etwas zurückhaltend, wenn es um das Fotografieren von Menschen geht und versuche meist durch Lächeln oder Nicken das "Ok" zu bekommen.
Das war hier nun nicht mehr nötig. Foto gegen Foto. Und so hatte ich die Chanc auf sehr direkte Bilder - mit und ohne uns.