Nepal: Trekking im Annapurna-Gebirge

 

Nepal = Lächelnde Gesichter, Achttausender, Erschöpfung und Glück.

 

Im Annapurna-Gebirge liegt der Aussichtspunkt Pool Hill auf ca. 3.200 m. Hier den Sonnenaufgang zu erleben, ist das große Ziel unseres fünftägigen Trekkings. Diesen bekommt man allerdings nicht geschenkt: Aufstehen um 4h früh, steiler Aufstieg im Dunkeln und dann Warten auf das erste Licht bei minus 10 Grad.

 

Daneben bekommen wir einen zauberhaften Einblick in das Leben hier.

Und kommen in verschiedener Hinsicht an unsere Grenzen: Trinkfestigkeit, Kondition bei Höhenluft, Kälte und Hygiene.

Tag 0: Pokhara

Ausgangspunkt des Trekkings ist Pokhara; eine hübsche Stadt an einem malerischen See. 

Als wir ins unsere Unterkunft kommen, ist niemand da. Aber aus dem Hinterhof erschallt laute Musik. Wir setzen unsere Rucksäcke ab, spähen um die Ecke und landen mitten in einer Dashain-Feier. Dashain ist das wichtigste und längste Fest in Nepal. Gefeiert wird unter anderem der Sieg des Guten über das Böse. 

 

Gastfreundlich wie die Nepalesen so sind, werden wir kurzerhand eingeladen. Die benachbarten Häuser haben Stühle und Tische zusammengeschoben, es gibt jede Menge zu essen. Und zu trinken. Vor allem puren Gin. 

Nachdem wir mit zu indischer und nepalesische Musik getanzt haben, werden wir quasi adoptiert. Das äußert sich darin, dass wir die Teller vollgeladen bekommen, laufend zum Tanzen aufgefordert werden sowie nie ein leeres Gin-Glas haben. 

Irgendwann kippe ich heimlich meinen Inhalt in Björns Glas; um dann direkt wieder nachgeschenkt zu bekommen. 

 

Nach ca. drei Stunden sind wir erledigt (um diese Zeit ist es ca. 14h). Wir bekommen ein wunderbares Zimmer ganz oben mit Blick auf den See. Leider sind alle Bilder davon verwackelt; keine Ahnung woran das liegen könnte.

Um 16h kommt unser Guide, Rhupak, zum Vorgespräch und findet uns leicht neben der Spur vor. Ich habe beim Zuhören Schwierigkeiten ihn nicht doppelt zu sehen. Da er seinen Job aber sehr ernst nimmt, hat er kein Erbarmen mit uns. 

Wir müssen noch mal los: Stirnlampen besorgen (sowie Unmengen an Power-Riegeln, die nur zwei Tage halten werden). 

Tag 1: Pokhara – Tikhedhunga

Am frühen Morgen werden wir abgeholt. Mit dem Auto geht es auf ca. 1.000 Höhenmeter in ein kleines Dorf namens Nayapul. Nachdem wir unsere Trekking-Pässe abgeholt haben, laufen wir aufwärts durch eine wunderschöne Hügellandschaft, gesäumt von Reisfeldern und durchzogen von kristallklaren, gletscherblauen Bergflüssen.

Wir begegnen geschmückten Eseln, lachenden Kindern und werden von voll bepackten nepalesischen Lastträgern nahezu spielend leicht überholt.

Die positivste Überraschung wartet in unserer Unterkunft: Es gibt eine Dusche mit warmem Wasser. Sie befindet sich zwar in einem Verschlag, und Du musst die Minitherme mit mehreren Griffen irgendwie zum Laufen bringen, aber: es ist warmes Wasser!

Feierlichkeiten

Dashain ist auch hier in vollem Gange. 

Bei einer Rast in einem Gasthof dürfen wir dem Familienältesten über die Schulter schauen, wie er den Segen für seine Familienmitglieder ausspricht. Dies wird durch ein Tika aus Reis auf der Stirn symbolisiert. Dashain steht nämlich nicht nur für den Sieg des Guten, sondern schließt sich immer an die Erntezeit an. Daher werden auch volle Vorratskammern gefeiert. 

Irgendwie herrscht mitten am Tag eine festliche Atmosphäre, und ich bin dankbar für den kleinen Einblick hier. 

Eine super Zusammenfassung zu Dashain findest Du hier

Tag 2: Tikhedhunga – Ghorepani

Der nächste Tag beginnt mit einem ausgedehnten Frühstück.

Fazit: Wähle immer das Müsli, nicht das Rührei. Denn das wird mit ordentlich Zucker zubereitet.

 

Heute wird der Tag der Power-Riegel: Es warten um die 10.000 Treppenstufen und hügelige Wanderpassagen auf uns.

Zudem sind um die 1.300 Höhenmeter zu schaffen. 

Die Stufen sind eine Qual. Allein das Auftauchen des ersten schneebedeckten Gipfels und die der Zwischenstopp und die Kinder, die mit den Mini-Ziegen spielen, lenken von den Schmerzen in den Muskeln ab. 

 

Wer glaubte, dass es nach den Stufen besser wird, wurde eines Besseren belehrt. Es geht immer weiter bergauf - nur jetzt ohne Stufen. Außerdem wird die Luft dünner, und jeder Schritt ist anstrengend. Mir ist schwindelig, und ich bin den Tränen nah. Ich verfluche die blöde Idee dieses Trekking zu machen und unseren Guide, der mich immer weiter antreibt.

Bei der letzten Rast vor dem Ziel, begegne ich dann dem einzigen Wesen, das mich sofort alles vergessen lässt. Nein, es ist nicht der Yeti oder ein sprechendes Yak. Es ist eine Katze, die sich gern streichend lässt und natürlich etwas zugesteckt bekommt.

Danke, Katze! 

 

Endlich erreichen wir Ghorepani. Hier oben auf 2.850 m ist es eiskalt. Der Aufenthaltsraum unserer Unterkunft wird mit einem großen Ofen mit Holz geheizt. Leider kommt die Wärme nicht in der Dusche an. Kalt duschen geht erstaunlich viel schneller als warm duschen. 

Am Abend spielen wir mit unseren hier sehr ehrgeizigen nepalesischen Begleitern Carrom, Fingerbilliard. 

Und schlafen dann früh ein - mit Mütze auf dem Kopf, weil es so kalt ist. 

Tag 3: Ghorepani – Poonhill – Tadapani

Wer den Sonnenaufgang sehen will, muss um 4h aufstehen. 

Direkt nach einem schnellen Frühstück wandern wir mit Stirnlampen ausgestattet ca. 500 Höhenmeter auf den Poon Hill. Von hier aus haben wir eine grandiose Aussicht auf 8 - 10 schneebedeckte Gipfel zwischen 6.000 und 8.000 Metern. 

Es hat hier oben minus 10 Grad, und die Zeit bis zu den ersten Sonnenstrahlen scheint nicht zu vergehen. Unter 5 Schichten Kleidung bewege ich mich wie ein Michelin-Männchen. Und plötzlich überlegst Du Dir dreimal, ob das Bild es jetzt wert ist die Hände aus den Handschuhen zu nehmen. 

 

Trotzdem ist der Anblick der blauen Stunde, die irgendwann den ersten Lichtstrahl über den Bergen weicht, unglaublich imposant. Und wir sind verdammt stolz es bis hierin geschafft zu haben. 

 

Im Hellen wandern wir zurück zur Hütte, in der wir übernachtet hatten. Teilweise erschrecken wir uns darüber an welchen Abgründen wir arglos im Dunkeln vorbeigelaufen sind 

Doch die Anstrengung ist längst nicht zu Ende. Mit dem Bergpanorama in Sichtweite besteht der Rest des Weges bergauf, bergab aus Rhododendronwäldern, glitschigen Flussläufen, Wurzeln und und noch mehr Steintreppen. 

Wir erreichen Tadapani, und die Dankbarkeit für eine warme Dusche kennt keine Grenzen. 

Am Abend dann das unerwartete Highlight: Von unserer Lodge haben wir einen grandiosen Ausblick auf die fast unbemerkt näher gerückten Berge (Annapurna South, Fishtail). Der Sonnenuntergang färbt die Kolosse glutrot. 

Normalerweise würde man hier jetzt mit einem Drink draussen sitzen und das Panorama genießen. Aber Kälte, Müdigkeit und Muskelkater haben eine andere Meinung. Für sie gibt es keinen schöneren Platz als den Schlafsack. 

Tag 4: Tadapani - Ghandruk

Nun geht es fast nur noch bergab, aber wer denkt, dass das auch viel einfacher ist, der irrt. Meine Knie schmerzen bei jedem Schritt, dass ich wieder Tränen in den Augen habe. Erstaunlich wie die Esel das hier meistern.

Aber dafür wird es wärmer, wir sehen wieder die gelben Reisfelder, und der kristallklare Gletscherfluss ich auch wieder da.

Essen und Trinken

In den Wandergebieten wurden die Speisen oftmals vereinheitlicht, um einen allgemeinen Standard herzustellen. 

So bekommst Du überall gebratene Nudeln oder Reis mit Ei und Gemüse sowie Müsli oder Rührei zum Frühstück.

Dal Bhat ist das nepalesische Nationalgericht aus Linsen, welches mit den Händen gegessen wird. 

 

Der Gewürztee mit Milch und Zucker ist wahnsinnig lecker, und es gibt ihn überall. 

Mit Vorsicht zu genießen sind die selbstgebrauten einheimischen Getränke. Am letzten Abend wollten wir sowohl das aus Getreide gebraute Bier als auch den Rokshi-Schnaps probieren. Du verpasst nichts, wenn Du es lässt! 

 

Tag 5: Ghandruk – Pokhara

Am letzten Tag wartet eine kurze, ebenerdige Strecke durch leuchtende Felder auf uns, und wir beenden unser Trekking dort, wo wir gestartet sind, in Nayapul. Hier werden wir mit dem Auto wieder zurück nach Pokhara gebracht.

 

Wir sind erschöpft und glücklich gleichzeitig. 

Mit dem Blick zurück sehen wir noch einmal die Berge und danken unseren Begleitern, die klar jede Runde Carrom gewonnen haben und uns mit ihrer Kondition beeindruckt haben. 

Zahlen, Daten, Fakten

  • Die beste Zeit liegt von März bis Mai sowie Oktober, November. 
  • Die Touren können selbstorganisiert oder über einen Veranstalter gebucht werden. 
  • Lass alles überflüssige Gepäck in der Basis zurück! 
  • Die Unterkünfte sind einfach, aber meist sauber. Ich habe die jeweiligen Bilder eingehängt, damit sich jeder selbst einen Eindruck machen kann. Feuchttücher und Trockenshampoo sind eine gute Idee, denn Haare waschen bei der Kälte und ohne Föhn ist keine gute Idee.
  • Die Schuhe sollten eingelaufen sein. Und wenn Du Deine Schwachstellen kennst, kannst Du vorsorgen. Ich werde das zum Beispiel das nächste Mal nicht ohne Kniebandagen losziehen. 
  • Es wird richtig kalt, daher wird schichtweise Kleidung benötigt. Wir hatten uns in Kathmandu noch Mützen, Handschuhe und Wolljacken gekauft. 
  • Auch wenn Du zwischendurch fluchst; es ist eine unvergessliche Erfahrung!

 

Warst Du schon einmal in Nepal?

Oder gab es andere Orte, die Dich glücklich und erschöpft gleichzeitig zurückgelassen haben? 

 

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Kommentare: 6
  • #1

    Markus (Montag, 04 April 2016 12:51)

    Wow, wow, wow einfach nur wow! Allein Bild 1 reicht vollkommen aus um dieses Ziel ohne weitere Infos zu bereisen ;-) Eine wirklich grandiose Auswahl an Motiven die Du so stimmungsvoll festgehalten hast... Wirklich extraklasse!
    lg Markus

  • #2

    Tabitha (Montag, 04 April 2016 21:46)

    Dankeschön, lieber Markus! Nepal ist wirklich traumhaft - die Landschaft, die Kultur und die so liebenswerten Menschen.

  • #3

    Bee (Montag, 04 April 2016 22:43)

    Was sind das für tolle Berg-Bilder. Unheimlich finde ich das blaue Bild, so nenne ich es einfach mal. Aber auch die Bilder vom Terrassenanbau. Allesamt sehr sehr gut und auch, dass die Bilder so groß sind, das mag ich.

    Berge besteigen kann ich heute nicht mehr, früher mal in der Schweiz gerne :)

    Liebe Grüße, Bee

  • #4

    Kathi (Dienstag, 05 April 2016 12:40)

    WOW, das riecht nach Abenteuer! Ich möchte soooo gern einmal nach Nepal, aber irgendwie hab ich - zugegeben - ein wenig Respekt vor einer solch langen Wanderung. Vor allem was die Höhe betrifft – hattest du damit irgendwelche gravierenden Probleme?
    Liebe Grüße,
    Kathi

  • #5

    Tabitha (Dienstag, 05 April 2016 20:56)

    @Bee: Das blaue Bild ist auch eins meiner Liebligsbilder :-) und Fu glaubst gar nicht, wie oft ich bei Schweiz-Bildern denke: Da will ich auch unbedingt hin! Manchmal liegt das Gute ja ganz nah...

    @Kathi: Nepal ist in jeder Ecke schön, auch wenn man eine kürzere Tour macht. In Pokhara bleiben auch viele ein paar Tage am See. Dort kann man zum Beispiel traumhaft Gleitschirmfliegen. Und Kathmandu ist so chaotisch & bunt. Und im Gegensatz zu Indien sind die Frauen total aktiv im Leben eingebunden; dadurch kommt man noch leichter in Kontakt. Die Höhe war generell kein großes Problem. Nur dass sich der letzte Teil der Strecke bergauf noch anstrengender angefühlt hat, da die Luft etwas dünner wird. Aber noch nicht wirklich kritisch bei unter 3000 Meter.

  • #6

    Christine (Freitag, 15 April 2016 11:35)

    Meine Mama und meine Tante träumen schon lange davon mal nach Nepal zu reisen. Wenn ich die Fotos hier sehe, verstehe ich das erst recht!