Fotografieren und fotografieren lassen - In Indien ändern sich die Perspektiven

 

"Photo?" Oder länger: "Can I have a photo?"

 

Es war unser erster Tag in Indien und oben stehenden Satz hatte ich noch nie so häufig gehört. 

Am Anfang dachten wir noch, dass wir ein Foto von jemand mit dessen Kamera machen sollen. Das passiert ja öfter, wenn Du irgendwo bist, wo sich andere "Touris" rumtreiben. 

Nach kurzer Zeit erkannten wir: Nein, niemand will, dass wir ein Foto von ihm machen. Man wollte Fotos mit uns. 

Ruck zuck wurden Frau und Kinder neben uns geschoben. Und dann noch eins mit dem Mann. Und jetzt nur mit der Frau. Und da wir das am Anfang so bereitwillig mitmachten, fasziniert von soviel Aufmerksamkeit, standen an einigen Stellen im Roten Fort in Delhi tatsächlich Gruppen zum Foto mit uns an. Irgendwie ziemlich crazy!

 

Aber das ganze hatte einen ganz großen Vorteil: Ich bin normalerweise etwas zurückhaltend, wenn es um das Fotografieren von Menschen geht und versuche meist durch Lächeln oder Nicken das "Ok" zu bekommen.

Das war hier nun nicht mehr nötig. Foto gegen Foto. Und so hatte ich die Chanc auf sehr direkte Bilder - mit und ohne uns. 

 

 

Mein liebstes Erlebniss war die oben stehende Schulklasse. Die waren wirklich total süß und zwischendurch wurden meine Haare von den Mädchen ständig angefasst. 

Im Verlauf der Reise ist uns aufgefallen, dass hauptsächlich die um Fotos gefragt wurden, die "angemessen" gekleidet waren. Also mindestens Knie und Schultern bedeckt, möglichst gar kein Bein zeigen. Und dass Björn regelmäßig aus den Bildern gedrängt wurde, weil ein Bild nur mit der blonden Frau wahrscheinlich noch spektakulärer war. 

 

Irgendwie haben die Inder sowieso ein ganz besonderes Verhältnis zum Fotografieren:

  1. Du wirst immer und überall "heimlich" geknipst.
  2. Sie kennen jeden Spiegeltrick und schrecken selbst vor dem Taj Mahal im Spiegel der Sonnenbrille nicht zurück
  3. Unser Guide im Taj Mahal bestand darauf sämtliche klassischen Posen und romantischen Paarbilder von uns zu machen. Und bevor das Bild nicht perfekt war, hat er nicht locker gelassen. 
  4. Wenn Du irgendwo auf der Welt einen Inder bittest ein Foto von Dir zu machen, bleibt es sicher nicht bei einem Bild. Wir haben mehrfach erlebt wie wir (am Strand in Neuseeland, auf dem Gletscher in Argentinien) in verschiedene Posen gestellt wurden.
  5. Und dann gibt es noch die klassischen "Abzocker", wie die beiden Herren im Turban, die sich für ein Bild aufdrängen und dann aber Geld dafür haben wollen. Hätte ich vorher drauf kommen können, aber das Bild mag ich trotzdem ;-)

 

 

Wenn Du also nach Indien fährst, vor allem als Frau, stell Dich darauf ein sehr, sehr oft fotografiert zu werden. 

Auf der anderen Seite verlierst Du nirgendwo besser Deine Hemmungen einfach "zurückzufotografieren".

 

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Kommentare: 6
  • #1

    Simon (Mittwoch, 02 Juli 2014 17:57)

    Das haben wir auch an vielen Orten erlebt. Zu Beginn ist es sehr lustig, mit der Zeit kann dies auch anstrengend werden.
    Ist im Übrigen in Asien beispielsweise nicht anders.

    Aber wie du von dem Bild mit den Männern in Turban schreibst: am Ende hat man dann doch Spass an den Bildern und das ist das Wichtigste :)

    Herzliche Grüsse,
    Simon

  • #2

    findsomebeautifulplaces (Sonntag, 06 Juli 2014 11:15)

    Hi Simon,
    das kann ich mir gut vorstellen, soviel wie Ihr rumgekommen seid. Und oft freut man sich über die Bilder mit einer Geschichte dann doch am meisten...
    Viele Grüße
    Tabitha

  • #3

    Verena (Donnerstag, 17 Juli 2014 19:29)

    Das klingt ziemlich abgefahren! Auf jeden Fall sind sehr coole Bilder dabei entstanden. Ein Freund von mir hat in China ähnliche Erfahrungen gemacht - mal schauen, ob ich das dann bestätigen kann, dort fliege ich Ende des Jahres hin :-).

  • #4

    Neni (Dienstag, 22 Juli 2014 10:53)

    Ach herrje, in Indien auch. Ich kenne das aus Indonesien und finde das ganz schlimm. Ich mags ja gar nicht auf Fotos zu sein und dann auch noch von Fremden. In Borobodur konnte ich mich gar nicht bewegen. Aber man will ja auch nicht unhöflich sein :/

  • #5

    Philipp (Montag, 30 November 2015 23:11)

    Schöne Bilder, vor allem das mit den beiden Turban-Jungs. Die beiden erinnert mich an die zwei Evzonen (griechische Elitesoldaten), die auf dem Syntagma-Platz in Athen vor dem Grab des unbekannten Soldaten Wache halten. Ab und zu kommt ein Offizier vorbei, der die beiden inspiziert und sie für Fotos freigibt. "Photos?", fragt der Offizier die Touristen und jeder kann dann mit ihnen posieren. Alles umsonst. Bei den griechischen Staatsfinanzen nicht eben eine Selbstverständlichkeit ;)
    Grüße,
    Philipp

  • #6

    Tabitha (Sonntag, 06 Dezember 2015 13:37)

    Hey Philipp,
    die Formulierung "für Fotos freigeben" ist großartig. Cool, dass es sowas noch gibt.
    Viele Grüße,
    Tabitha